Dec. 23, 2020

Airplay Radio

in einem Hagenuk Gehäuse von 1950

Inspektion

Auf einem Flohmarkt in der Umgebung habe ich ein altes, defektes Hagenuk Radio aus den 50er Jahren entdeckt. Die Idee war sofort klar: ein Airplay Radio mit dem Charme eines Analogen. Sofort begann ich also das Innenleben auszubauen, die Einzelteile und Schrauben zu entfernen, sodass ich nur mit dem Gehäuse weiter arbeiten konnte. Bei dem Modell handelt es sich um Ravensberg W 5063W von Hagenuk aus dem Jahr 1950/51.

Nachdem ich alle Teile entstaubt und gewaschen hatte, konnte ich mir einen ersten, groben Überblick verschaffen. Mein Blick fiel beispielsweise sofort auf die Risse und herausgebrochenen Teile, die verschollene hintere Abdeckung, die abgeplatzte Farbe und einige Ungleichmäßigkeiten im Lack. Der alte Lautsprecher war leider zerstört, und es sah so aus als hätte das Radio im Regen gestanden. Mir war klar, dass mir nichts anderes übrig blieb, als die fehlenden Stücke nach zu modellieren, Risse und Fehler aufzufüllen und die hintere Abdeckung neu zu bauen. Einen frischen Anstrich, konnte das gute Stück ebenfalls vertragen. Aber mir war wichtig, dass der originale Zustand erhalten bleibt und ich zwar permanente Lösungen finde, die aber stets reversibel sind. Ich brauchte also Modelliermasse, Holz in unterschiedlichen Dicken, Farbe in Gold und Schwarz, Schmirgelpapier, Kleber und und und.

Radio Vorher Oben Radio Einzelteile

Neuer Anstrich

Es war an der Zeit, das Radio neu zu bemalen. Mein Hauptaugenmerk lag hier auf den goldenen Stellen zwischen den Rillen, dem Logo und den Knöpfen. Für die Farbe habe ich gängige Acrylfarbe in einem goldenen Farbton verwendet. Für das größere Loch musste ich mir noch eine andere Lösung überlegen. Zur Auswahl standen Fimo und eine Epoxidharz Modelliermasse.

Radio Knöpfe Radio Farbe

Modellieren

Mit dem pechschwarzen Pigment von Sennelier in der Farbe 761 mischte ich den UHU Plus Endfest zwei Komponenten Kleber aus Harz an. Dieser sollte dazu dienen, die Risse auf zu füllen und gut zusammen zu halten. Bei dem großen Loch, musste ich anders vorgehen. Mit dem selben Pigment, färbte ich die Fimo Knete und modellierte das Teil so gut es ging nach. Nachdem ich die Masse bei 130°C ca. 25 Min. gebacken hatte, fiel mir auf, dass sie doch recht steif war und einfach nicht an dem Radio haften wollte. Es folgte ein zweiter Versuch, diesmal mit Epoxidharz: Hierfür mischte ich die lufttrocknende, zwei Komponenten basierte, Apoxie Sculpt Masse miteinander und färbte diese ebenfalls mit dem Pigment. Meine Freundin war so nett und modellierte das fehlende Stück 1 zu 1 nach, sodass man am Ende keinen Unterschied bemerkte.

Radio Riss Radio Utensilien

Die Technik

Hierfür benutzte ich das Opensource Programm shairport-sync, welches aus einem Raspberry Pi einen Airplay Receiver macht. Ich habe einen Raspberry Pi 2b verwendet, da ich den noch zuhause hatte und für die Netzwerkverbindung einen WiFi Receiver mit einer größerer Antenne machen wollte. Nachdem ich also shairport installiert und den Pi mit dem Netzwerk verbunden hatte, war das Thema Airplay so gut wie erledigt. Der DAC des Raspberry Pis war leider nicht der Beste demnach habe ich ihn durch PCM5102A ersetzt, eine Lösung welche ich schon in einigen Projekten verwendet hatte. Nachdem ich eine Verbindung per I2S hergestellt hatte, erhielt ich einen Airplay Receiver mit äußerst klarem Audioausgang. Als Radioempfänger habe ich einen RDA5807M verwendet, weil man ihn zum einen über I2C ansteuern und er zum anderen wie ein komplettes Radio auf einem einzigen Chip betrachten werden kann. Nachdem ich eine vorerst provisorische Antenne angeschlossen hatte, erhielt ich ein Radio welches ich über den Raspberry Pi steuern konnte. Der RDA5807M kann analog zu einem älteren populären FM Empfänger, dem TEA57607, verwendet werden, welcher in meinen Tests aber eine deutlich schlechtere Tonqualität erzeugte. Für den TEA5767 gibt es einige Implementierungen die ich nur leicht abgeändert, verwendet habe. Nun musste nur noch zwischen den beiden Audioausgängen hin und her gewechselt werden können. Dafür hätte ich wahrscheinlich ein Relais benutzen sollen aber ich ging den deutlich einfacheren Weg und lies mir ein Breakoutboard mit einem TS5A22362 in China anfertigen, welcher das switchen zwischen den Audioausgängen übernehmen sollte. Um zwischen den Modi und Radiosendern zu wechseln, habe ich einen Drehregler mit einem Taster verwendet. Beim drehen wird ein Kanal automatisch in die jeweilige Signalrichtung gesucht und abgespielt. Beim Drücken des Tasters kommt es zum Wechsel zwischen den Modi. Nun konnte ich sowohl UKW Radio empfangen als auch über Airplay Musik abspielen und frei zwischen beiden Ausgaben wechseln!

Radio Technik Radio Modellieren

Der Ton

Jetzt musste das ganze nur noch mit einem richtigen Lautsprecher verbunden werden. Die Welt der DIY Lautsprecher ist groß, eine ganz eigene Wissenschaft und Kunst. Die Größe des Lautsprechers war vorgegeben, da dieser im inneren des Radios in die Befestigung des alten Chassis passen musste. Ich machte mich also auf die Suche nach einem 5 Zoll großen Breitbandlautsprecher. Beim durchlesen einiger Foren stieß ich, nach einer Weile, auf den TangBand W5-2106, welcher zum einen sehr gute Rezension hatte, von der Größe fast perfekt passen sollte und auch noch das selbe Farbschema teilte wie das Radio. Es war also Schicksal. Wie sich wenig später rausstellte, waren die Löcher für die Schrauben leider etwas zu weit auseinander und ich musste diese mit einer Feile vergrößern. Der Lautsprecher alleine reicht aber nicht, es musste auch ein Verstärker her. Dafür habe ich ein vormontiertes Board mit einem angeblichen TDA2050 auf eBay gekauft. Der Chip war jedoch wahrscheinlich eine Fälschung und die verbauten Kondensatoren waren auch nicht überzeugend. Also wurde der Chip durch ein Original ersetzt und die Kondensatoren durch qualitativ Bessere ausgetauscht. Um sowohl den Raspberry Pi als auch den Verstärker mit Strom zu versorgen, nahm ich ein Schaltnetzteil von MEAN WELL. Nachdem ich es verbunden hatte, funktionierte alles erstaunlicherweise ohne Probleme. Bis auf eine Erdschleife welche ein Brummen im Ton verursachte. Nichts was sich nicht durch einen kleinen Trenntransformator beheben ließe. Jetzt musste das ganze nur noch in das Gehäuse verbaut werden. Auch hier war es mir wichtig, eine permanente Lösung zu finden - nicht etwa eine die irreversibel ist. Also nutzte ich die originalen Befestigungen um meine Technik zu stabilisieren. Als alles im inneren des Radios fest verbaut war, platzierte ich auf einer eigenst angefertigten Rückseite aus Holz, zusätzliche LEDs, welche das schöne warme Leuchten der Röhren imitieren sollten.

Radio Innen Radio_Endergebnis
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